Schüleraustausch im Rahmen der Kooperation zwischen der Max-Weber-Schule und der Shenyang Hui Senior High School (China)
„Einfach Wahnsinn !“, „Man muss es selbst gesehen und erlebt haben, um es zu glauben !“
So oder ähnlich fassen die Teilnehmer eines zweiwöchigen Aufenthalts in China ihre Eindrücke zusammen.
Am 29. Mai machten sich 14 Schüler aus verschiedenen Klassen des Wirtschaftsgymnasiums und Berufskolleg 2 zusammen mit zwei Lehrkräften auf den Weg ins Reich der Mitte. Diese Reise war der abschließende Teil eines einjährigen Projekts im Rahmen der Schulpartnerschaft zwischen der Sinsheimer Max-Weber-Schule und der Shenyang Hui Senior High School, die die beiden Lehrkräfte Stefan Thomé und Udo Scholtes im Jahre 2017 initiiert hatten.
Wie die chinesischen Austauschschüler bei Ihrem Deutschlandbesuch im März waren nun deutsche Schüler bei Gastfamilien im 8 Millionen Industriezentrum Shenyang im Nordosten Chinas untergebracht. Eine Woche lang erlebten sie dabei das Leben in einer chinesischen Familie und den Schulalltag von chinesischen Schülern.
Es ist nicht ungewöhnlich, dass Familien im 12. Stock eines riesigen Wohnblocks inmitten einer Ansiedlung von mehr als ein Dutzend solcher Türme wohnen. Oft dauert dann die Fahrt zur Schule beim morgendlichen Verkehrschaos auf den überfüllten Straßen der Stadt mehr als eine Stunde – für eine Distanz von gerade 6-8 km. Der Unterricht in der Oberstufe der High School beginnt in der Regel um 07:30 Uhr und dauert bis abends um 20:00 Uhr oder teilweise noch länger. In den Abschlussklassen finden dann zudem Kurse samstags und sonntags statt, wie die erstaunten Sinsheimer feststellten. Gewöhnlich umfassen Klassen über 40 Schüler, die einem strengen Reglement unterworfen sind, undenkbar an deutschen Schulen. Die Max-Weber-Schüler hatten die Gelegenheit an verschiedenen Unterrichtsstunden teilzunehmen – und lernten schnell, die Bedingungen an ihrer deutschen Schule zu schätzen.
Das von der Schule und der betreuenden Gesellschaft für freundschaftliche Kontakte mit dem Ausland organisierte Programm außerhalb des Unterrichts umfasste interessante Kurse über Aspekte der chinesischen Kultur und Traditionen wie etwa die Teezermonie, Papierschnitte und das Herstellen von Tonmasken. Besuche im kulturhistorischen Museum, im interaktiven Technologiemuseum sowie die Begegnung mit Pandas und Tigern im Zoo ergänzten das Programm. Gemeinsam mit ihren chinesischen Gastgebern besuchte die Sinsheimer Gruppe den Sino-German Industriepark und hatten die Gelegenheit bei einer Führung im BMW-Werk die neuesten Modelle des Münchner Autoherstellers für den chinesischen Markt kennenzulernen. Aber auch gemeinsames Sporttreiben und eine Radtour entlang der Uferpromenade des Flusses in der Stadt waren Teil des Programms.
Über allem stand aber die ausgesprochen herzliche und großzügige Gastfreundschaft der gastgebenden Schule und der Familien, die ihre Gäste auch noch mit Geschenken bedachten. Daneben konnten die Schüler das reichhaltige Essen kennen lernen und viele kulinarische Genüsse erfahren, die so in Deutschland nicht bekannt sind. Sie durften sogar traditionelle Dumplings (Teigtaschen) unter der Anleitung von Köchen eines ausgezeichneten Restaurants selbst herstellen.
„Der Austausch kann als gelungen bezeichnet werden und ist ein weiterer Schritt zur Vertiefung der Beziehungen zwischen unseren Ländern“; sagte der Vorsitzende der Gesellschaft für freundschaftliche Kontakte mit dem Ausland. Auch der deutsche Generalkonsul, der die Schüler und Lehrer persönlich zu sich eingeladen hatte, zeigte sich hoch erfreut und wünscht einen Fortsetzung und den Ausbau der Partnerschaft beider Schulen. Zumal die Max-Weber-Schule die erste deutsche Schule ist, die mit einer Schule in Shenyang kooperiert, d.h. die Sinsheimer haben eine besondere Rolle eingenommen. Diese wurde auch in den lokalen Printmedien wie auch im Fernsehen ausführlich berichtet. Die Stadt Sinsheim und die Max-Weber-Schule sind also zukünftig Begriffe in Shenyang.
Beim Abschied nach einer Woche flossen einige Tränen, doch werden die Kontakte zwischen den Schülern sicher aufrecht erhalten bleiben.
Mit über 300 km/h im High Speed Train ging es dann in die Hauptstadt Peking. Unter fachkundiger Führung besuchten die Schüler an zwei Tagen die wichtigsten Sehenswürdigkeiten wie etwa die Verbotene Stadt, den Sommerpalast, das Olympiagelände, die Altstadtviertel und glitzernden Einkaufstempel. Bei 36° C war der Besuch der chinesischen Mauer mit ihren vielen tausend steil aufsteigenden Stufen eine schweißtreibende Angelegenheit. Dann reiste die Gruppe weiter in das Venedig Chinas, Suzhou, und die sogenannte Wassersstadt Tongli bis nach Shanghai, die 24 Millionen Metropole am Jiangtse Fluss im Südosten Chinas.
Die deutsche Gruppe wurde vom Anblick der Skyline mit ihren unzähligen Glaspalästen und dem geschäftigen Treiben in den Straßen einfach überwältigt. Vom 88. Stockwerk (!!) in 340m Höhe konnten sich die Schüler und Lehrer einen grandiosen Überblick über die Megacity verschaffen und einen Eindruck der unglaublichen Dimensionen gewinnen.
Eine abendliche Bootsfahrt entlang der durch Reklame und Millionen von Lichtern hell erleuchteten Häuserfassaden war der abschließende Höhepunkt der Rundreise.
Nach zwei Wochen kehrten die Sinsheimer Schüler mit unglaublich vielen Eindrücken, die sie sicher ihr Leben lang begleiten, nach Hause zurück. Es war für alle Teilnehmer eine intensive und prägende Zeit.
Nun sind die Projektleiter schon wieder dabei, den nächsten Schüleraustausch anzubahnen, denn das Projekt soll im kommenden Schuljahr eine Fortsetzung finden.
Das größte Problem wird die Finanzierung darstellen, denn anders als in China kann die Max-Weber-Schule nur auf sehr begrenzte Mittel zurückgreifen und ist auf die Unterstützung von Sponsoren wie etwa den Rotary Club, das Sinsheimer Wirtschaftsforum, dem Technikmuseum Sinsheim und das Hotel Sinsheim, der Volksbank Kraichgau, dem Busunternehmen Spillmann in Ludwugsburg sowie weiterer örtlicher Unternehmen angewiesen. Zudem bilden die Koopera-tionen mit der Gesellschaft für die Deutsch-Chinesische Freundschaft Mannheim/Rhein-Neckar e.V., mit dem Verein Zukunft Metropolregion Rhein-Neckar e.V. sowie mit Anpfiff-ins-Leben e.V. das Fundament, auf dem die Partnerschaft ruht. Natürlich trägt der Freundeskreis der Max-Weber-Schule ebenfalls zum Erfolg der Projekts bei.
Diesbezüglich freuen sich die Projektleiter über jede Form der Unterstützung für die zukünftigen Austauschprogramme.
Autoren: Udo Scholtes und Stefan Thomè 24. Juni 2019